Der Hut, das Kopftuch, die Kirche, die Moschee

Eigentlich sollte das eine Meldung sein, die man unter “ferner liefen” zu verbuchen hätte. Aber sie lässt, zergeht sie einem erst mal auf der Zunge, doch tief blicken. Also schauen wir mal: Marine Le Pen, ihres Zeichens Chefin des französischen Front National, hat ein Treffen mit dem Großmufti von Beirut platzen lassen. Grund: der Mufti bestand darauf, dass sie ein Kopftuch trägt, was Frau Le Pen aber strikt ablehnte.

Marine Le Pen   Marine Le Pen

Gehen wir also mal ein wenig auf religiöse Streifzüge und wagen eine Analyse.

Schreibt der Koran das Kopftuch zwingend vor?

Nein, das tut er nicht. Oft wird das Tragen des Kopftuches – oder gar die völlige Verhüllung von Frauen – mit Sure 24, Vers 31 des Korans begründet. Dort heiß es:

„Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht normalerweise sichtbar ist, und ihre Tücher über ihre Busen ziehen.“

Nein, vom Kopftuch lese ich da nichts. Natürlich wurde dieser Vers, wie viele religiöse Texte, im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verschieden interpretiert. Und so entstand eben auch die Interpretation, dass sich der im Vers genannte “Schmuck” auch auf den Haarschmuck bezieht. Oder auf das “schmückende Haar”. Es handelt sich also nicht um ein im Koran wörtlich formuliertes Gebot, sondern um eine Interpretation, aus der eine Tradition geworden ist. Eine Tradition, auf deren Einhaltung aber sehr sehr viele Moslems kategorisch bestehen.

Gibt es eine solche Tradition auch im Christentum?

Ja, und die lässt sich sogar aus der Bibel herleiten. Kurz gesagt fordert sie, dass Männer in der Kirche barhäuptig zu sein haben, Frauen dagegen ihr Haupt bedecken sollen. Wohlgemerkt: nur in der Kirche. Herleiten lässt sich das Ganze aus 1. Korinther – Kapitel 11, Vers vier und fünf. Da sagt Paulus:

“Ein jeglicher Mann, der betet oder weissagt und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt. Ein Weib aber, das da betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt, denn es ist ebenso viel, als wäre es geschoren.”

Wie hält man es heute mit diesen Traditionen?

Ausgesprochen unterschiedlich. Die große Masse der Moslems besteht streng auf dieser Tradition. Und sie fordert auch von Nichtmoslems, in ihrer Gegenwart dieser Tradition zu huldigen. Wie das Beispiel Le Pen zeigt.

In christlichen Kirchen ist es auch heute noch üblich, dass Männer den Hut (oder moderner: die Baseball-Cap) abnehmen. Frauen mit Hut wird man dagegen kaum antreffen. Aber die christliche Toleranz geht noch weiter, wie folgendes Beispiel zeigen möge: vor knapp zwei Jahren predigte der Imam Ali Atlamaz anlässlich einer “multireligiösen Feier” in der Kirche von Kirchheim nahe Heidelberg. Er ließ dabei, ganz selbstverständlich, seine Kopfbedeckung auf.

Imam Ali Atlamaz   Imam Ali Atlamaz

Hut absetzen, als Zeichen des Entgegenkommens und Respekt vor christlichen Traditionen? Fehlanzeige. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ein riesiges Kreuz in den Kalender mache, wenn der erste christliche Pfarrer oder Pastor in einer Moschee predigt. Bleibt also das schale Fazit: Moslems weichen keinen Deut von ihren Traditionen ab und fordern deren Einhaltung auch von Andersgläubigen. Ein Respektieren der Traditionen anderer Religionen im Gegenzug kommt aber für sie nicht annähernd in Frage. Und die christlichen Kirchen Mitteleuropas lassen sich das widerspruchslos gefallen und feiern noch “multireligiöse” Feste.

Da könnte man doch glatt vom Glauben abfallen. Ach, Mist, das bin ich ja schon vor vielen Jahren.

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